Der Felshang

Trotz zusammengekniffener Augen konnte sie das erschreckte aufheulen des Katers hören. Im nächsten Moment packte er sie im Nackenfell und zog sie hoch, bis die Kätzin wieder festen Grund unter den Pfoten spürte. Ihre Atmung überschlug sich fast und sie starrte mit weit aufgerissenen Augen auf den Punkt der ihr fast das Leben gekostet hätte. "Hör mal, Kleine. Es braucht dir nicht leid zu tun, mir tut es leid. Ich habe dich völlig überfordert", sie hörte zwar seine Stimme, nahm aber nicht wirklich war was er sagte. Wie in Trance starrte sie vor sich hin. Er hat ihr das Leben gerettet? Erneut hatten sich Tränen in ihren Augen gesammelt. Sie drehte sich abrupt um und drückte ihre Schnauze in sein Brustfell. Ein leises Schluchzen drang aus ihrer Kehle. Danke, presste sie unter Tränen hervor.

"Immer doch, meine Kleine", schnurrte Sonnensturm und wich zu ihrer Überraschung nicht zurück. Er leckte ihr sanft übers Ohr, was sie noch mehr überraschte. Das unerklärliche Kribbeln kam zurück und wo er sie berührte entstand wieder diese komische Wärme. Ich .. kann .. nicht anders, nuschelte sie kaum hörbar in sein Brustfell. Langsam ließen die Tränen nach und Müdigkeit ersetzte sie. Erschöpft ließ sie sich an seinen Pfoten nieder und rollte sich zusammen. Es war irgendwie so anstrengend. Ihre Glieder fühlten sich so schwer an und sie wollte nicht anderes als einfach einschlafen unter dem Schutz des Katers, der ihren Körper dazu brachte sich so komisch zu fühlen und der ihr das Leben gerettet hatte. War das so falsch?

Obwohl man es an den vorherigen Reaktionen hätte absehen können, war die Kätzin überrascht als sich der Kater um sie rum rollte. Wieder prickelte ihr Fell wo er sie berührte, es war zwar komisch aber nicht unangenehm komisch. Es war ein fremdes Gefühl. Sie überlegte ob es normal war weil sie allgemein wenig Körperkontakt mit anderen Katzen hatte. Dann erinnerte sie sich jedoch das sie bei ihrem Ziehvater so was nie gespürt hatte. Also was war das? Wieso war er so anders? Sie konnte es einfach nicht verstehen. Naja genau genommen hatte Pflaumenpfote allgemein keine Ahnung von Gefühlen. Sie wusste nicht wie sie sich anfühlten und es war ihr einfach fremd. Das bedeutet nicht das sie nicht fühlen kann, nur das sie ihre Gefühle nie ein zu ordnen weiß und erst recht nicht damit umgehen kann. Langsam viel sie ihn einen leichten Dämmer Zustand. Es war so beruhigen, so von dem großen Kater eingehüllt zu sein.

Die Kätzin war bereits eingeschlafen und bekam die letzten Worte des Kriegers gar nicht mehr wirklich mit. Ihr Atem war ruhig und gleichmäßig. Langsam glitt sie in die Welt der Träume über. Sie sah sich als Junges und träumte von ihrer Vergangenheit. Der Traum war nicht besonders schön. Ihre Anfänge im Clan waren auch nicht die besten. Einzig ihr Ziehvater stützte sie. Trotzdem fühlte sie sich alleine und in der Dunkelheit gefangen. Dann tauchte auf einmal das Gesicht von dem Krieger auf, der grade neben ihr schlief. Er lächelte sie an, schien sie zu bemerken und nicht zu verachten. Wie eine Sonne. Sie schnurrte leise und rollte sich auf die andere Seite.